„…. Kurt Kellner bricht in seiner zwar gegenstandsfreien aber dennoch narrativen Malerei mit der Vorstellung, dass alles Geschehen in unserer Welt aus objektiven Tatsachen besteht, die man darstellen kann, wenn man seine Darstellungsmöglichkeit gefunden hat. Seine Bilder bringen seine ureigene unvertretbare Berührtheit zum Ausdruck, die mit ihrer Dynamik und nicht zuletzt den bewusst gewählten Formaten die affektive Betroffenheit des Erlebens seiner Welt zeigen.
Abgesehen von seinem Geist ist es nicht so sehr Kurt Kellners Körper mit seinen fünf Sinnen, der mitverantwortlich ist für seine Kunstwerke, sondern vor allem sein Leib, der mit allen Regungen wie Lust, Angst, Hemmung und Tatendrang die Grenzen des biologischen Körpers überschreitet und sich in seiner Kunst unteilbar auf die Leinwand ausdehnt.
Die außergewöhnlichen Formate als Notwendigkeit anzunehmen, gelingt einem erst dann, wenn man die entdeckte Bewegung, die es zu diesen Bildern gebracht hat, identifiziert und genießt. Unmittelbar spürbar ist der Weg der Hand mit ihren verwendeten Werkzeugen der fundamentale Akt, durch den Kellners Bilder ihre Definition finden.
Es ist nicht eine erkennbare Idee die er zwischen seine Laune und sein Malwerkzeug schiebt, als viel mehr der Prozess des Werdens, der über schon gelegte Spuren sich manchmal fortpflanzend, dann wieder von unvermeidlicher Auflösung Zeugnis ablegt. Es scheint, als wäre es den einander beeinflussenden Kompositionsdetails aufgebürdet, in einem einzigen Moment, in einem einzigen Zustand das Erscheinende und das Verschwindende in einem Bild zu verknüpfen.“
Luka Anticevic
„…Kurt Kellners Kunst findet fast immer in Serien, in Zyklen statt, denen er bis vor wenigen Jahren fast ausschließlich englische Titel gegeben hat: Just human, Above or beyond, Nothing but unspeakable, just beyond the borders of perception, Out of order…“
„Alle bisherigen Werkzyklen sind in Bezug gesetzt zu philosophischen und literarischen Abhandlungen. Sein Werk ist der abstrakten, gegenstandslosen Kunst zuordenbar, geprägt von dynamischer Bildgestaltung. Die ist für ihn aber in den seltensten Fällen abgeschlossen. Manchmal werden – Jahre nach ihrer Entstehung – Bilder hervorgeholt, überarbeitet, verändert. Wo andere ihre Weiterentwicklung in vollkommen neuen Bildern festhalten, nimmt er bereits Vorhandenes als Ausgangspunkt, als Grundlage und baut darauf auf. Das „Alte“ schimmert durch, geht eine spannende Verbindung mit dem Neuen ein. Dichte, färbige Flächen treten so beispielsweise in den Hintergrund, machen Platz für zarte, an chinesische Kalligrafie erinnernde Zeichen und Linien …“
„Seien es nun kräftige dunkle Balken oder filigrane spinnenartige Linien, die die Oberfläche überziehen, bunte Flächen oder grau-weiße Nebel: Immer ist es eine intensive Auseinandersetzung mit dem persönlich Gefühlten, Gedachten und Wahrgenommenen – begleitet von fortwährender Veränderung in der Technik und des Ausdrucks, jedoch immer gepaart mit einer ganz individuellen Handschrift. Werden, Wachsen und Veränderung als wichtige, stets wiederkehrende Themen. Letzteres – Veränderung – auch immer wieder in enger Verbindung mit „Vergänglichkeit“…“
Mag. phil. Beatrix Obernosterer, Kunsthistorikerin, Leiterin der Stadtgalerien Klagenfurt
„…Es entsteht ein Dialog zwischen dem Künstler und dem Bild, ein Prozess des Agierens und Reagierens, den wir in der fertigen Komposition anhand der Malspuren bis zu einem gewissen Grad noch nachvollziehen können… Einige Leinwände dreht Kurt Kellner während des Malprozesses und erweitert ihn dahingehend, dass er dadurch immer wieder vor einem neuen Bild, d.h. einer neuen Herausforderung steht…“
„Das unmittelbare, seismografische Aufzeichnen der Emotionen der Wahrnehmung seines Inneren auf der Leinwand entsteht auch durch einen enormen körperlichen Einsatz in der Gestik, dem große Formate entgegenkommen…“
„Die raumgreifenden Dimensionen gehen unter anderem auch auf seine Auseinandersetzung in jungen Jahren mit den Malern des amerikanischen abstrakten Expressionismus wie Jackson Pollock oder Franz Kline sowie der Farbfeld-Malerei von Marc Rothko oder Barnett Newman zurück. Die übergroßen Formate ihrer gegenstandslosen Gemälde entführen in atmosphärische Bildräume, die auch körperlich wahrgenommen werden können. Zwei wesentliche Aspekte, die ebenso die Kunstwerke Kurt Kellners bis heute auszeichnen.“
Mag. phil. Elisabeth Winkler, Kunsthistorikerin